Entstehung des Geschlechts

2 Schlüpflinge 2001, noch ist anhand von Schwanz und Schwanzschilden das Geschlecht nicht erkennbar

Dass die Geschlechtsbildung bei Schildkröten temperaturabhängig ist, gilt heute als sicher. Damit ist das Geschlecht des später schlüpfenden Tiers ist mit der Eiablage noch nicht festgelegt.
Die Brutemperatur entscheidet, welches Geschlecht die Schlüpflinge später haben werden. Dabei schlüpfen unterhalb einer bestimmten Temperatur überwiegend Männchen, oberhalb dieser Temperatur überwiegend bis aus-schließlich Weibchen.
Leider ist diese Grenze bis heute nicht hundertprozentig gefunden. Vermutlich liegt sie im Bereich von 31° C. Früher wurden auch Temperatur-
grenzen um 28°C genannt, die aber wohl falsch sind.
Problematisch ist die genaue Feststellung, da kaum ein Züchter seine Nach-zuchten behält, bis diese geschlechtsreif sind. Werden die Tiere abgegeben, lässt sich nachträglich meist nur noch schwer feststellen, welches Geschlecht die Tiere entwickeln.
Diese Grenzen bezieht sich natürlich auf die künstliche Bebrütung, wo die Temperaturen konstant gehalten werden können. In der Natur schwanken die Temperaturen sehr stark. Sie können zwischen 18 und 45°C liegen. Da aus der Natur noch weniger Daten vorliegen, als aus der Gefangenschaftshaltung, ist über die Geschlechterverteilung wenig zu sagen.Unklar ist auch, in welchem Abschnitt der Entwicklung die Temperatur den Ausschlag für das eine oder andre Geschlecht gibt.
Das Alter, in dem man die Geschlechter eindeutig zuordnen kann, schwankt zum Teil sehr stark. Entscheidend sind die Temperatur-, Haltungs- und Fütterungsbedingungen. Bei Männchen ist es allerfühestens nach 3-5 Jahren, bei Weibchen meist erst sicher bei der ersten Eiablage zu erkennen. Diese erfolgt je nach Haltungsbedingungen frühestens nach 8 Jahren. Ein von mir im Jahr 1990 erworbenes 1/2jähriges Jungtier legte im Mai 2000 erstmals 3 Eier. Das Tier wurde ab dem 4. Lebensjahr ausschließlich im Freiland gehalten. Bei häufigerer Terrarienhaltung tritt die Geschlechtsreife sicherlich früher ein.

Geschlechtsunterschiede

                               
Testudo hermanni boettgerie (links ein ausgewachsenes Männchen, rechts ein ausgewachsenes Weibchen)

Die Männchen bilden zunächst nach etwa 3-5 Jahren einen längeren Schwanz aus. Dieser wird in der Regel seitlich angelegt, während die Weibchen ihren kürzeren Schwanz meist gerade tragen. Außerdem ist bei Männchen die Kloakenöffnung weiter von der Schwanzwurzel entfernt. Mit zunehmender Größe zeigt sich bei den Männchen auch der nach innen gewölbte Bauchpanzer, der den Männchen bei der Paarung das Aufreiten erleichtern soll.
Das Aufreiten von Jungtieren bis zu einem Alter von ca. 3 Jahren, hat keine Aussagekraft bezüglich des Geschlechts, da auch spätere Weibchen als Jungtiere diese Verhaltensweisen zeigen.
Im ausgewachsenen Zustand sind bei den Unterarten der griechischen Landschildkröte die Männchen in der Regel kleiner. Oft ist auch eine leicht Auswölbung der hinteren Randschilde des Panzers, ähnlich wie bei Testudo marginata, zu beobachten. Dabei ist da Schwanzschild meist nach innen gebogen und die restlichen hinteren Randschildern nach außen.

Das nach innen gebogene Schwanzschild könnte der Stabilisierung beim Aufreiten des Männchens dienen.
Außerdem sind die Schwanzschilde am Plastron des Männchens oft schmaler als bei den Weibchen (siehe Fotos).
Vor dem Ausbilden der sekundären Geschlechtsmerkmale (längerer Schwanz etc.) kann auch ein erfahrener Schildkrötenhalter von außen nicht sehen, welches Geschlecht das Tier hat. Vermutungen zum späteren Geschlecht lassen sich höchstens über die Bebrütungstemperatur ableiten.